Rhagin Thoralyn eröffnet Eric Lodahn das Tor zu einer neuen Welt

 

Eric Lodahn steht durch seine Rettung vor einer entscheidenden Wende

Ich betrat die Gefangenenräume von Dhargken’s Felsenfestung Prinocter. Dann sah ich ihn. Den Magier der Viohrdor Gilde, der den Namen Eric Lodahn trug – gefesselt zwischen zwei großen Pfählen, geschändet durch die tiefen Schnittwunden von Dhargken's magischem Dolch und am Rande der Bewusstlosigkeit in unerträglichen Schmerzen um sein Leben ringend.

In dem Machtzentrum Prinocter erleidet Eric Lodahn große Qualen

An seinem verletzten Oberkörper rann noch an mehreren Stellen das Blut. Er nahm mich kaum wahr. Auch als ich mich ihm näherte blieb Eric Lodahn regungslos. Trotz seiner schweren Verletzungen war noch so viel Kraft in ihm, durch die er überlebt hatte.

Sein schrecklicher Anblick erschütterte mich und schürte meinen tiefen Hass gegen Dhargken. Ich sah die Wahrheit deutlich vor mir. Eric Lodahn und die Schreie seiner Verzweiflung durch das, was ihm Dhargken angetan hatte, waren die Antwort auf die schrecklichen Greueltaten eines finsteren Magiers, den ich einst selbst ausgebildet hatte und die nun nach Vernichtung verlangten.

Hastig trat ich nahe an Eric Lodahn heran, der immer noch in einem bewusstseinsähnlichen Zustand war. Mit beiden Händen berührte ich seine geschändete Brust und ließ einen Teil meiner heilenden Kräfte in seinen Körper strömen, bis er sich zu regen begann.

Noch halb benommen schlug Eric Lodahn die Augen auf, wandte seinen Kopf zur Seite und stöhnte gepeinigt auf vor starken Schmerzen, die er am ganzen Leib fühlte. Ich wusste, dass ich mich beeilen musste. Hastig befreite ich Eric Lodahn von den Fesseln und fing ihn auf, als er vollkommen entkräftet zu Boden sank.

Die Rettung von Eric Lodahn aus der High Fantasy Romane Reihe der Fendoyah Story

Sein Atem ging schwer. Obwohl ich wusste, dass er eigentlich zu schwach war, um alleine zu fliehen, gab ich ihm genügend magische Kraft, dass er die Schlucht mit den großen Grotten erreichen konnte, die nicht weit entfernt von Prinocter lag. Von dort aus würde ich ihn heilen und mit mir nach Fehrrol nehmen.

Mit einer schnellen Bewegung beugte ich mich vor Eric Lodahn, legte meine Arme um seine Schulter und schüttelte ihn mehrmals. Gleichzeitig rief ich ihm auffordernd zu:

„Lodahn – kommt zu Euch! Ihr müsst aufstehen…“

Eric Lodahn stöhnte immer noch vor unerträglichen Schmerzen und wandte seinen Kopf nach beiden Seiten. Er nahm mich kaum wahr. Meine Stimme drang nur schemenhaft zu ihm. Und er war nicht in der Lage sich aufzurichten.

Wie gebannt richtete ich meine ganze Konzentration auf Eric Lodahn und berührte die verletzten Stellen seines Oberkörpers. Meine Magie strömte auf die tiefen Wunden und stillte die starken Blutungen. Es waren die magischen Kräfte aus meinem tiefsten Inneren, die Eric Lodahn mit neuer Stärke erfüllten. Das würde für eine kurze Weile reichen – solange, bis er in Sicherheit war.

Ich begann, ihn erneut zu schütteln.

„Steht auf! Ihr müsst fort von hier – bevor Dhargken zurückkehrt…“

Jetzt wurde der schwere Atem von Eric Lodahn ruhiger. Er war zwar immer noch in einem tranceähnlichen Zustand, konnte mich jetzt aber deutlich hören. Seine Augen waren starr und in die Ferne gerichtet. Dann sah er mich an. Sein Blick war glasig und ging durch mich hindurch. Ich wusste nun, dass er über genügend Kräfte für seine Flucht verfügte. Hastig gab ich ihm weitere Anweisungen.

„Hört zu – wir können nicht zusammen durch die geheime Felsenpforte von Prinocter gehen. Dhargken würde unsere starke Aura sofort bemerken. Ich werde zuerst gehen, und Ihr folgt mir nach. Geht durch diesen Geheimgang, aus dem ICH gekommen bin“, fuhr ich fort. „Er führt über die unterirdischen Steingewölbe hinaus aus der Felsenfestung Prinocter. Direkt dahinter liegen die großen Grotten der nahegelegenen, südlichen Felsschlucht. Dort werde ich auf Euch warten.“

Mit diesen Worten ließ ich Eric Lodahn zurück und eilte mit schnellen Schritten zurück zu dem Geheimgang, um Prinocter zu verlassen, bevor Dhargken bemerkte, dass ich Eric Lodahn zur Flucht verholfen hatte.

In der Grottenschlucht bricht Eric Lodahn zusammen

Und Eric Lodahn gelang die Flucht – so wie ich es vorausgesehen hatte. Der eiserne Wille lenkte in dieser Nacht seine Taten – führte ihn von Dhargken’s Schergen weg in die Grotte, wo ich bereits auf ihn wartete.

Als Eric Lodahn mit letzter Kraft die Grotte betrat, blieb er völlig entkräftet an der muldenförmigen Vertiefung eines Felsvorsprunges stehen, der von mehreren Höhlenwänden umgeben war. Hier verlor er endgültig das Bewusstsein und brach zusammen.

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In den nächsten Tagen erlebte ich erneut die großen Leiden eines Magiers, der von Dhargken auf grausamste Weise geschändet worden war. Eric Lodahn wandte sich bei hohem Fieber am Rande einer Bewusstlosigkeit, die von qualvollen Träumen begleitet wurde. 

Nach drei Tagen erwachte Eric Lodahn endlich aus seiner fieberhaften Bewusstlosigkeit. Mit langsamen Bewegungen drehte er seinen Kopf abwechselnd in beide Richtungen und richtete sich dann ruckartig auf. In diesem Moment wurde Eric Lodahn von reißenden Schmerzen erschüttert. Er gab gepeinigte Laute von sich.

Rasch eilte ich zu ihm und stützte seinen Oberkörper mit meinen Händen, als ich gleichzeitig zu ihm sprach. „Ganz ruhig ....“   

In diesem Moment drehte Eric Lodahn den Kopf zu mir. Entsetzt starrte er mich an. Er war angsterfüllt, und ich konnte es deutlich spüren. Mit beruhigender Stimme sagte ich zu ihm:  

„Ihr dürft Euch nicht viel bewegen. Eure Verletzungen sind sehr schwer und die Wunden tief. Es wird eine Weile dauern, bis sie verheilt sind.“   

Jetzt wurde Eric Lodahn wieder ruhiger und ließ seinen Körper langsam niedersinken. Er war noch sehr schwach und kurzatmig. 

„Ich weiß, Eure Schmerzen sind sehr stark. Ich werde sie mit Magie heilen, damit Ihr Euch ausruhen könnt. Ihr braucht jetzt Schlaf....“

Das waren die letzten Worte, die Eric Lodahn vernahm. Dann verfiel er wieder in eine tiefe Bewusstlosigkeit.  

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Langsam schlug ich die Augen auf. Die Bilder vor mir waren verschwommen. Ich blickte in den Schein einer Fackel, die sich über mir befand. Dann registrierte ich, dass ich auf einem Stein lag – einem großen Stein am Boden, der mit einer Decke überzogen war. Der Decke, die ich unter meinem Körper spürte. Sie war angenehm warm und weich.

Über mir war ein Mann gebeugt. Behutsam betupfte er meine Wunden am Oberkörper mit einem Tuch, das in einem seltsamen Mittel getränkt war. Es roch eigenartig und verbreitete diesen Duft überall in dieser Grotte.

Rhagin Thoralyn heilt Eric Lodahn's schwere Verletzungen

Es war ein Schlupfwinkel oder so etwas Ähnliches. Als ich meinen Kopf etwas zur Seite drehte, erblickte ich noch weitere Fackeln. Jetzt stellte ich auch fest, dass wir nicht alleine waren. Etwas weiter von uns entfernt standen einige Wachposten. Sie waren wie Krieger gekleidet. Ich wusste, es waren die Negahls – die Widerstandskämpfer aus dem Reich Fehrrol.

Und ich wusste auch, wer der Mann war, der noch über mir gebeugt stand und sich dann aufrichtete, um das Tuch auszuwaschen. Ich kannte ihn – kannte ihn nur zu gut und fragte mich, was er vorhatte.

Warum hatte er mich hierher gebracht und meine Wunden gepflegt? Langsam stützte ich meinen Oberkörper mit den Armen auf und wollte aufstehen. Dann fühlte ich plötzlich einen reißenden Schmerz an meiner ganzen Brust und hielt inne.

Der schwerverletzte Eric Lodahn wird von Rhagin Thoralyn gerettet

Mein Pfleger hatte den Aufstehversuch sofort bemerkt. Mit einem strengen und direkten Blick in meine Augen drehte er sich zu mir herum.

„Ihr solltet besser nicht aufstehen. Eure Wunden sind noch nicht verheilt.“  

Ich erwiderte seinen intensiven Blick, bevor ich entgegnete: „Rhagin Thoralyn….  Warum habt Ihr mich gerettet und hierher gebracht?“

Nun wandte er seinen Blick ab von mir und schien meine Frage nicht beantworten zu wollen.

„Dhargken hätte Euch fast getötet. Nur durch Eure Kräfte habt Ihr überlebt…“

Jetzt lehnte ich mich erschöpft zurück an die Grottenwand und kauerte halb aufgerichtet auf dem großen Stein. Ich spürte immer noch die schmerzvollen Wunden an meinem ganzen Oberkörper. Meine große Verbitterung kehrte zurück.   

„Es wäre besser gewesen, Dhargken hätte mich getötet.“ Antwortete ich schließlich.

Zwischen Eric Lodahn und Rhagin Thoralyn entwickelt sich eine enge Freundschaft

Jetzt kam Rhagin Thoralyn wieder auf mich zu. Ich spürte, wie der Hauch seines Windes meinen Körper berührte und den Schmerz vertrieb. Kein Zweifel – er war ein mächtiger Magier, der über unvorstellbare Kräfte verfügte.

Beschwörend sah er mich an. „Ihr wisst nicht, was Ihr sagt, Lodahn. Wenn der Schmerz Eurer Wunden verheilt ist, werdet Ihr die Dinge anders sehen.“

Ich sah vor mir auf den Boden. Mein Blick ging in die Leere. Beinahe war ich ganz in Gedanken versunken, als ich Rhagin Thoralyn antwortete: „Wie kann ich es anders sehen, wenn ich in mir nichts mehr fühle außer Leere, Schmerz und HASS.“ Bei den letzten Worten war meine Stimme scharf.

Rhagin Thoralyn sah mich nicht an. Trotzdem verstand er mich gut.

„Dann liegt Ihr ebenso verzweifelt wie ich“, antwortete er schließlich. 

Jetzt war ich etwas verwundert und fragte ihn: „Was könnte gerade jemand wie Ihr für einen Grund haben, solche Gefühle zu empfinden?“

In diesem Augenblick lachte Rhagin Thoralyn schallend. Es war ein verzweifeltes Lachen – voller Ironie und Selbstverachtung.

„Es gibt wohl niemanden, der sich schlechter fühlen könnte als ich. Ich habe genug Gründe mir Vorwürfe zu machen für das, was ich getan habe. Wäre mir damals nur annähernd bewusst gewesen, was Dhargken alles anrichten würde, hätte ich ihn niemals in die Magie der Schatten unterwiesen.“

Nun war ich wirklich überrascht und hob den Kopf.

Eric Lodahn steht vor einer schicksalhaften Verheissung

„Ihr selbst als Lehrmeister habt zuerst Dhargken ausgebildet, um dann mich zu retten und Euch anschließend mit der Rebellenbewegung der Negahls zu verbünden?“

Rhagin Thoralyn sah mich wieder an, als er antwortete. „Mehr noch. Ich führe sie an. Gegen Dhargken und sein Imperium.“

„Weshalb habt Ihr MICH befreit?“ wiederholte ich meine ursprüngliche Frage.

„Weil Ihr der Einzige seid, der Dhargken vernichten kann.“

Verneinend schüttelte ich den Kopf und senkte ihn schließlich erneut vor mir nieder. „Nein, ich beherrsche die Magie der Schatten nicht – im Gegensatz zu Euch.“  

Jetzt seufzte Rhagin Thoralyn betrübt und setzte sich neben mich. „Ich vermag nicht zu tun, was Ihr denkt. Im Guten wie im Bösen habe ich einen seelischen Pakt mit Dhargken geschlossen, der mir seine endgültige Vernichtung verwehrt. Weil ich damals dachte, es wäre der einzige Weg ihn dazu zu bringen, die Magie der Schatten wirkungsvoll einzusetzen.“

Rhagin Thoralyn umfasste mit beiden Händen die Stirn, als er verzweifelt sagte: „Oh, ich war so naiv…“  

In diesem Moment empfand ich Mitleid mit ihm. Ja, wir teilten in der Tat den gleichen Schmerz. Bei meinen nächsten Worten trat ich näher an ihn heran. „Sagt mir, welche Gedanken Euch bewegen..“

Rhagin Thoralyn stand auf, blieb stehen und drehte sich zu mir herum.

„Ihr besitzt das Herzdenken des Kriegers, um die Magie der Schatten richtig zu lenken und zu beherrschen.“

„Woher wollt Ihr das wissen?“

Bei der Antwort ging Rhagin Thoralyn’s Blick durch mich hindurch – beinahe als wollte er mein Inneres Bewusstsein ergründen.

Der Schwarze Krieger Eric Lodahn steht vor einer großen Vorsehung

„Es ist eine Vorsehung ……..“   

Ich verstand es, ohne nach einer Antwort zu verlangen und nickte zustimmend.

„Gut, ich will tun, was Ihr sagt. Unterweist mich in die Magie der Schatten und ich will lernen, sie richtig zu nutzen.“

„Ja – sobald Ihr wieder bei Kräften seid, Lodahn…..“

Und somit war dies der Beginn der Ära des Schwarzen Kriegers und der unnachgiebigen Stärke eines Mannes, der mir mehr bedeuten sollte als mein Leben……

 

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Vor ihrer entscheidenden Begegnung stehen Rhagin Thoralyn und Eric Lodahn erstmals in der epischen Krieger Story "Die Leiden eines Magiers".

 

Auszug aus Fendoyah's High Fantasy Kurzgeschichten Reihe "Das Tor zu einer neuen Welt" – © Fendoyah

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