Eric Lodahn lernt durch Rhagin Thoralyn alles über die Magie der Schatten
Eric Lodahn erfährt das Geheimnis der Magie der Schatten
Es war eine Präsenz, die von den tückischen Strömen der finsteren Schattenzone umgeben war. Dort, wo das Grauen und Verderben sich zu einem ewigen Flammenreich vereinigten, um selbst die Schreie der grässlichsten Kreaturen nach oben zu tragen – bis weit hinaus in die Welt des Lichtes Amahgand.
Hoch oben über diesem Chaos herrschte Stille – erstarrt zu eisiger Kälte versteinerter Schwingen der Gemarterten, die dem verzweifelten Todeskampf erlagen – geblendet von ewiger, beinahe undurchdringlicher Dunkelheit.
Aber hinter dieser Stille – dorthin, wohin nie ein Sterblicher zu dringen vermochte – zerriss ihr Getöse selbst die dunkelsten Abgründe dieser Finsternis. Denn dort standen sie zu endlosen Legionen jenseits der Schattenzone, um ihr grauenhaftes Werk zu tun.
Fern dieser ganzen Strömungen des Chaos lag das Leben – der Strom des ewigen Lichtes. Es vereinigte sich zu einem Feuerstrahl von unermesslicher Kraft – heller als der Mond und strahlender als die Sonne. Es war ein gewaltiges Licht, das die ganze Welt erleuchtete und mit seiner unfassbaren Macht die Schattenzone der Finsternis überragte.
Die Magie der Schatten – zwischen diesseits und jenseits, Gut und Böse – war sie die stärkste, wirkungsvollste und mächtigste Kraft, über die ein Magier verfügen konnte. In ihrer gewaltigen Größe entfesselte sie gar Stürme und ganze Naturgewalten.
Und ich erfuhr erstmals durch Rhagin Thoralyn alles über die Magie der Schatten, die er mich lehrte. Er war wahrlich ein weiser Lehrmeister mit einer beachtlichen Geistesgröße, dem ich hohen Respekt zollte.
Heute hatte mich Rhagin Thoralyn tief in die abgelegenen Felsschluchten von Fehrrol geführt. Dorthin, wo wir ringsherum nur von Steinen und Felsen umgeben waren. Wir befanden uns inmitten eines geschlossenen Kreises, der uns von der Außenwelt abschirmte. Und Rhagin Thoralyn hatte diesen Ort mit Bedacht gewählt. So wie auch mich.
Ich merkte, dass er tief in Gedanken versunken war – auch bei seinen Worten.
„Es ist lange her, dass ich das letzte Mal hier war….“
In mir trug ich eine Ahnung. „Das letzte Mal mit Dhargken, nicht wahr?“
Rhagin Thoralyn nickte nachdenklich, als er antwortete. „In der Tat…“
Meine nächste Frage an den Lehrmeister fiel mir sehr schwer, und ich brauchte einige Zeit, bis ich mich dazu durchrang, sie zu stellen.
„WAS war es, dass Dhargken so finster gemacht hat?“
Jetzt sah Rhagin Thoralyn mich beschwörend an. Eine ganze Weile. Schließlich kehrte eine erstaunliche Ruhe in sein Inneres ein, und er lächelte sanft als er mir die Antwort gab.
„Um das zu verstehen, müsst Ihr zunächst die Magie der Schatten begreifen und wissen, was sie ausmacht. Einen Teil dieser Präsenz habt Ihr bereits erfasst. Sie besteht aus starken Strömen der Schatten- und Lichtzone.
Im Resultat ist die Magie der Schatten die starke Aura eines kreisförmigen Ringes, der alles um Euch herum erfasst. Eure Gedanken, aber auch Euren Körper und Eure Seele und somit im Prinzip alles, was Euch ausmacht.
Werdet Ihr einmal eins mit der Stärke der Magie der Schatten, besitzt Ihr nicht nur eine ungeheure Schlagkraft, sondern auch das zweite Gesicht. Es verleiht Euch prophetische Fähigkeiten, um Ereignisse der Zukunft vorherzusehen. Auch könnt Ihr dadurch die Gedanken eines Anderen lesen.“
Rhagin Thoralyn hielt kurz inne, als ich an dieser Stelle einlenkte.
„Ja, das ist mir bekannt. Auch Dhargken hat damals meine Gedanken gelesen, bevor er Sheerasaan zerstört und die Magier aus der Viohrdor Gilde vernichtet hat.“
In diesem Augenblick schüttelte Rhagin Thoralyn verzweifelt den Kopf. Seine nächsten Worte waren verbittert.
„Ach, das was sich mit Dhargken zugetragen hat ist die größte Niederlage, die ich jemals erlitten habe. Es ist mehr als entsetzlich. Und genau das ist die Tücke der Magie der Schatten, die Euch zum Verhängnis werden kann. Denn sie versucht Euch zu verführen. Zu Größe und Machtstreben.
Der gewaltige Feuerstrahl der Aura ihres kreisförmigen Ringes, durch den Ihr unermessliche Kräfte erlangt, hat seinen Ursprung im tiefen Flammenreich der abgründigen Finsternis. Niemals dürft Ihr vergessen – die Magie der Schatten entspringt dem Reich der Finsternis. Es ist ein Element des Bösen, das nur zum Guten entfaltet werden kann, wenn Ihr dem Ursprung des Chaos aus der Schattenzone nicht erliegt – so wie Dhargken mit seiner Gier. Denn Gier führt zum Chaos.“
Bei den letzten Worten war Rhagin Thoralyn sehr bestimmend, und ich erfasste die große Bedeutung seiner Worte.
„Ich verstehe, … sagte ich schließlich.“ Gleichzeitig wurde mir klar, welche unvorstellbaren Kräfte sich hinter der Magie der Schatten verbargen und wie schmal der Grat war zwischen Machtgröße und Verfall.
Vor allem Rhagin Thoralyn war ein Mann, der gelernt hatte die Magie der Schatten als allwissende Macht des Universums zu nutzen. Sie führte ihn zu den Dimensionen einer unvorstellbaren Größe und Tiefe, die nachhaltig von Weisheit, Gerechtigkeitssinn und Kampfesgeist geleitet wurde ohne der Verführung der dunklen Abgründe der Finsternis zu unterliegen.
Mehr noch – er war der Herr über die Magie der Schatten, der auch mich zu einem großen Krieger ausbilden sollte...
Auszug aus Fendoyah's High Fantasy Kurzgeschichten Reihe "Magie der Schatten" – © Fendoyah
_________________________________________
Autorin: Fendoyah Argatron © Copyright-Hinweis
Dieses Werk einschließlich alle seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Die Rechte liegen ausschließlich bei der Autorin Fendoyah Argatron. Kein Teil dieser Publikation darf ohne die vorherige schriftliche Genehmigung in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, vervielfältigt, übermittelt, reproduziert, verbreitet oder übertragen werden. Ausgenommen sind nichtkommerzielle, vom Urheber erlaubte Verwendungen.